Die Blauzungenkrankheit hat den Landkreis Fürstenfeldbruck erreicht, nachdem Bayern im August 2024 seinen Status „frei von Blauzungenkrankheit“ verloren hat. Bei einem erkrankten Kalb wurde der Erreger nachgewiesen. Das Virus, das ursprünglich in Unterfranken auftrat, ist inzwischen in über 1.300 Fällen bayernweit registriert. Eine gesonderte Schutzzone um den betroffenen Betrieb ist nicht erforderlich, da ganz Bayern bereits als Schutzgebiet gilt.
Die Krankheit betrifft hauptsächlich Schafe und Rinder, kann jedoch auch Ziegen und andere Wiederkäuer infizieren. Übertragen wird das Virus durch eine Mückenart, die sogenannten Gnitzen. Typische Symptome sind Fieber, Milchleistungsrückgang und Schleimhautveränderungen. Besonders bei Schafen verläuft die Infektion häufig tödlich. Eine direkte Übertragung zwischen Tieren wurde bislang nicht beobachtet.
Für Menschen besteht keine Gefahr – der Verzehr von Fleisch, Milch und Milchprodukten ist unbedenklich. Die wirksamste Bekämpfungsmaßnahme ist die Impfung. Im Landkreis Fürstenfeldbruck sind derzeit etwa 30% der Rinder (4.771 Tiere) und 588 Schafe geimpft. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin empfiehlt dringend eine flächendeckende Immunisierung aller Wiederkäuer.
Hintergrund und historische Entwicklung
Die Blauzungenkrankheit (Bluetongue) erhielt ihren Namen durch die gelegentlich auftretende blaue Verfärbung der Zunge, obwohl dieses Symptom selten zu beobachten ist. Ursprünglich in wärmeren Regionen Afrikas, Asiens und des Mittelmeerraums verbreitet, erreichte die Krankheit später Nordeuropa. Die ersten größeren Ausbrüche in Deutschland wurden 2006 mit dem Serotyp 8 (BTV-8) dokumentiert und verursachten erhebliche wirtschaftliche Schäden.
Nach Jahren relativer Ruhe kehrte die Krankheit im Oktober 2023 mit dem bis dahin in Europa unbekannten Serotyp 3 (BTV-3) zurück. Dieser wurde zunächst in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen und breitete sich rasch über Deutschland aus.
Die Blauzungenkrankheit stellt eine besondere epidemiologische Herausforderung dar, da ihre Ausbreitung stark von klimatischen Faktoren und der Aktivität der übertragenden Gnitzen abhängt. Der Klimawandel hat die Lebensbedingungen für diese Insekten verbessert, was ihre saisonale Aktivitätsphase verlängert und ihr Verbreitungsgebiet erweitert hat.
Besorgniserregend ist die jüngste Entwicklung im Oktober 2024: In den Niederlanden wurde der bisher in Europa unbekannte Serotyp 12 (BTV-12) nachgewiesen, während in Österreich und der Schweiz neben BTV-3 auch die Serotypen 4 und 8 zirkulieren. Diese Vielfalt erschwert die Bekämpfung erheblich, da frühere Infektionen oder Impfungen gegen einen bestimmten Serotyp keinen Schutz gegen andere Serotypen bieten.
Quelle: Landratsamt Fürstenfeldbruck
Datum: 17/04/2025
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